Kontakt: Dr. Edmund Haferbeck Tel. +49 (0)7156-17828-28, Dr. Tanja Breining, Tel. +49 (0)7156-17828-30
Gerlingen -- Die Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) angelt lieber Zweibeiner statt Fische: gegen Till Backhaus, Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, wurde jetzt bei der Staatsanwaltschaft Schwerin wegen Verstoßes gegen das TSchG Anzeige erstattet. Neben dem Landwirtschaftsminister wurden auch der Innenminister Timm, sowie die Finanzministerin Keler angezeigt. Diese Personen seien maßgeblich für die Verordnung über den zeitlich befristeten Fischereischein, gültig seit dem 1. Juli 2005, verantwortlich.
Der Touristenfischereischein ermöglicht Touristen und Einheimischen, das Angeln im Land Mecklenburg-Vorpommern ohne jeglichen Sachkundenachweis. Die Antragssteller begeben sich in das Bürgercenter, weisen sich mit ihrem Personalausweis aus, bezahlen 20 Euro und erklären schriftlich, dass sie die für die Fischereiausübung erforderlichen Kenntnisse anhand der ausgehändigten Broschüre „Der zeitlich befristete Fischereischein in M-V“ aneignen und die Bedingungen beachten werden. Anschließend wird ihnen der Touristenfischereischein ausgehändigt und sie dürfen angeln gehen.
„Wie die Behörde uns mitteilte, sind die Mehrzahl der Antragsteller nicht Touristen, sondern Einheimische, die sich somit Zeit und Geld für den Erwerb eines richtigen Fischereischeines sparen können“, so Dr. Haferbeck, wissenschaftlicher Berater und Rechtsexperte bei PETA. Selbst Kinder können bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres unter Aufsicht des Touristenfischereischeininhabers mitangeln.
Dr. Breining, Meeresbiologin bei PETA, hatte bereits zweimal an Herrn Backhaus geschrieben und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass der Touristenfischereischein nicht mit dem deutschen Tierschutzgesetz vereinbar sei: nach § 4 darf ein Wirbeltier töten nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat. Dies ist hier eindeutig nicht der Fall, da keinerlei Schulung oder Prüfung stattfindet.
Da der Touristenfischereischein für jedermann innerhalb von zwei Tagen ohne jegliche Vorkenntnisse über Fischarten, Lebensweise, Schonzeiten, Tötungsweise, Tierschutzrecht zugänglich ist, sind die Schäden und das Leid der Tiere unermessbar und die Fischerei artet in noch größere Tierquälerei aus, als sie ohnehin schon ist.
Selbst der deutsche Anglerverband stimmt PETA hierin zu und berichtete von Fällen, bei denen Touristenfischereischeininhaber beobachtet wurden, untermassige oder geschonte Fische zu angeln. Ein Inhaber dieses Scheins meinte, er „würde sich doch nicht auch noch das Kleingedruckte in der Broschüre durchlesen, nachdem er 20 Euro für den Schein gezahlt habe.“ PETA fragte Till Backhaus auch, ob er als nächstes die Einführung des „zeitlich befristeten Führerscheins“ plane und den Antragstellern eine Broschüre mit den Regeln des Straßenverkehrs auszuhändigen gedenke. Der zeitlich befristete Touristenfischereischein sei ebenso abwegig und gefährlich, so die Tierrechtsorganisation.
PETA ist mit mehr als 1 Million Unterstützern die weltweit größte Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.