bitte lesen Sie unseren aktuellen Newsletter über die schönen und schrecklichen Erlebnisse bei unserer letzten Ungarnfahrt vom 4. bis 6. August 2006:
Siofok ist ein von Urlaubern und Touristen gern besuchter Badeort am Plattensee in Ungarn. Weitab vom Ferienbetrieb zwischen Grünland und Feldern gibt es eine Müllkippe. Neben der Müllkippe befindet sich das örtliche Tierheim. Kein Schild weist dem Unkundigen den Weg zu einer Institution, die man aus gutem Grund lieber verschweigt. Das Tierheim in Siofok, unser Reiseziel, ist kein Vorzeigeobjekt, sondern eine notdürftig errichtete Entsorgungsanlage für Haustiere, die den Besitzern unliebsam geworden sind.
Freitag, 4. August 2006 Der Vorsitzende unseres Vereins, Albrecht Widmann, Agnes Strobel und Hanne Turowski machen sich um 10.00 Uhr mit einem voll beladenen Kleinlaster auf den Weg nach Ungarn und kommen über die vom Wochenend- und Ferienverkehr frequentierte Autobahn Budapest-Plattensee spät abends an der Ausfahrt Siofok an. Marika, die Leiterin des Tierheims Siofok, und ihr Sohn Janos, erwarten uns dort und fahren uns über eine durch Felder führende, von Schlaglöchern übersäte Straße voraus, damit wir uns nicht verirren.
Im Tierheim werden wir herzlich begrüßt, Helfer stehen bereit, um unseren mit Hundehütten, Futter, Decken und anderen für die Tierhaltung nützlichen Dingen befrachteten Kleinlaster zu entladen. Alles geht sehr schnell, denn es dämmert schon, und im Hof des Tierheims gibt es kein Licht. Janos fährt uns mit seiner Frau wiederum voraus zum Hotel in Siofok.
Samstag, 5. August 2006 Wir sind um 9.30 Uhr im Tierheim. Am Tor zeigt man uns ein Schild, das A.C.E. für seine Hilfe bei der Erweiterung der Anlage dankt, die zum Teil durch Ihre Spenden finanziert worden ist.
Wir verfüttern die mitgebrachten Leckerlis durch die Gitter der Zwinger. Zwar ist es uns inzwischen gelungen, die Zwinger mit ausreichend Hundehütten auszustatten, aber die Enge in den Zwingern ist bedrückend, besonders dann, wenn man bedenkt, dass die Hunde nur immer wieder kurz Auslauf bekommen können und manche von ihnen ihr ganzes Leben im Tierheim verbringen müssen.
Wir setzen uns mit Marika und Janos zusammen. Etwas später kommt auch der Tierarzt Dr. Kovac hinzu. Marika erzählt uns - aus dem Ungarischen von Frau Strobel ins Deutsche übersetzt - dass für sie mit dem Zukauf des von uns mitfinanzierten Grundstücks und der von A.C.E. übernommenen Einzäunung ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Wir fragen nach, was am dringendsten benötigt wird, wie wir ihr noch helfen können. Sie kommt nur auf Umwegen mit der Sprache heraus: Es gibt da - erfahren wir mit Hilfe von Frau Strobel - einen Privatmann, der auf seinem Grundstück am Rande von Siofok eine Reihe von Tieren unter katastrophalen Umständen hält. Sie möchte die Tiere übernehmen, aber allein kommt sie mit dem Mann nicht zurecht. Zusammen mit Marika, Janos und Dr. Kovac, der auch als Amtstierarzt tätig ist, fahren wir los. Der Tierhalter ist auf Reisen, seine Frau gestattet uns, das Grundstück zu betreten. Das Areal ist mit Gras bewachsen. Man hat einen schönen Ausblick auf den Plattensee. Zwei Hunde (ein verspielter Boxer und ein Setter) begrüßen uns freundlich. So schlimm sieht das ja alles gar nicht aus. Hat Marika übertrieben?
Wir treten an die Gehege am Rand des Grundstücks heran. Drei Schweine sind farblich von ihrer Suhle nicht zu unterscheiden. Nun, Schweine leben gern im Schlamm. Aber die Suhle ist ausgetrocknet, kein Trinkwasser für die Tiere vorhanden. Daneben leben in winzigen Käfigen zwei Frettchen. Marika füttert sie durch das Gitter mit Obst. Albrecht Widmann stellt fest, dass die Riegel an den Türen - wie auch bei den meisten anderen Tierbehausungen - eingerostet sind, was darauf schließen lässt, dass man den Tieren das Futter ins Gehege wirft. Anschließend empfängt uns wütendes Gebell. Zwei Hunde (einer davon ein Pitbull-Mischling) leben in engen Zwingern. Der Boden der Hütten besteht aus einer grauen Masse, die nicht zu identifizieren ist. Der Pitbull soll gefährlich sein. Albrecht Widmann öffnet die Tür und schiebt ihm eine Schüssel frisches Wasser in den Zwinger. Wie sich nach unserer Abreise herausstellt, hat Janos im Umgang mit dem Hund überhaupt kein Problem. In zwei weiteren Gehegen leben vier Waschbären mit fünf Jungen. Die Wasserbehälter sind leer. Angeblich werfen die Tiere - wie uns die Frau des Tierhalters berichtet - ihre am Zaun festgebundenen Wasserschüsseln immer um. Eine Ziege und ihr Junges freuen sich ganz offensichtlich über die Möhren, die ihnen Marika mitgebracht hat. Ein paar Schritte weiter in einem vielleicht zwei Quadratmeter großen Zwinger lebt ein Chow-Chow-Mischling. Die Tür lässt sich nur öffnen, wenn man ein Drahtgeflecht entwirrt. Am Gitter rankt sich eine Winde hoch. Wann mag die Tür wohl zuletzt geöffnet worden sein? Eine vergammelte Kiste dient dem Hund als Hütte. Sein Napf ist angefüllt mit einer grünen Brühe. Der Hund hat vereiterte Augen. Dennoch begrüßt uns der arme Kerl in all seinem Elend mit zaghaftem Schwanzwedeln. Seine Augen müssen schnellstens behandelt werden. Wir nehmen ihn gleich mit.
Ja, und zuletzt kommen wir zu einem winzigen Verschlag, in dem (z.T. exotische) Enten gehalten werden. Der schmutzige Boden ist mit einer Handvoll Maiskörner bestreut, das Wasser im Trog eine faulige Brühe. Die Enten schnattern nicht. Sie stehen stumm da und schauen uns mit großen Augen an.
Verstört sehen wir uns nach Dr. Kovac um, der inzwischen mit der Frau des Tierhalters verhandelt. Es stellt sich heraus, dass sie an den Tieren kein Interesse hat. Seelenruhig schaut sie zu, wie der ihr völlig fremde Vorsitzende unseres Vereins, Albrecht Widmann, ihre Tiere mit frischem Wasser versorgt. Dr. Kovac stellt sie auf Drängen von Albrecht Widmann vor die Wahl, die Tiere sofort gegen eine Entschädigung freizugeben oder auf dem Amtsweg mit einem Tierhalteverbot belegt zu werden. Die Frau ruft ihren Mann an. In der Hoffnung, dass er sich für den Freikauf entscheidet, fahren wir ab.
In einem von der Stadt Siofok nicht mehr benötigten, dem Tierheim zur Verfügung gestellten Holzhaus bewirtet uns Marika mit einem köstlichen Gemüseeintopf.
Am Nachmittag werden wir darüber informiert, dass der Tierhalter über E-Mail direkt mit Albrecht Widmann Kontakt aufnehmen will. Natürlich geht es um Geld. Dr. Kovac verhandelt mit dem Mann, der schließlich dem sofortigen Freikauf zustimmt. Marika und ihr Team bereiten die Aufnahme der Tiere vor. Sonntag, 06. August 2006: Am Sonntagmorgen holen wir Gino im Tierheim ab, einen verschmusten Corgi-Mix, auf den ein Ehepaar in München seit Wochen wartet, und treten dann die Heimreise an. Nach elf Stunden Fahrt sind wir zu Hause.
Zwar glücklich darüber, dass uns die Befreiung einiger Tiere gelungen ist, beschäftigt uns schon das nächste Problem...
Die engen Zwinger vor Augen, fragen wir uns, ob es uns gelingen wird, genügend Geld aufzubringen, um den Hunden auf dem neu dazu gekauften Gelände einen dauernden Auslauf zu verschaffen. Dazu müssen Gehege abgetrennt und Fundamente angelegt werden, damit die Hundehäuser bei Dauerregen nicht im Schlamm versinken. Außerdem ist es unabdingbar, die aus Kunststoff bestehenden Hundehäuser gegen die über die Ebene fegenden Winterstürme zu schützen.
Es liegt also eine große Aufgabe vor uns, die wir ohne Ihre Unterstützung, liebe Tierfreunde, nicht bewältigen können. Jede gespendete Latte, jede Rolle Draht, jeder Sack Zement bringt uns ein Stück weiter, trägt zur Verwirklichung unserer Pläne bei.
Bitte helfen Sie uns, damit wir helfen können.
Hanne Turowski
Informationen über unsere Arbeit im bzw. für das Tierheim Siofok finden Sie auf unserer Webseite unter http://www.t-i-n-g.de.
Für jede Spende erhalten Sie eine Spendenbescheinigung von uns, wir sind als gemeinnütziger Verein anerkannt.