Ist Ihnen diese Entwicklung auch schon aufgefallen? Grell werbende Schnellimbißläden, die frittierte oder gegrillte Hühnerteile zu Schleuderpreisen verkaufen, gibt es in Österreich heute an fast jeder Ecke. Aber nicht nur selbsternannte „Hühnerparadiese“ und „Happy Hendls“ servieren massenweise Geflügel, auch aus den Kühlregalen der Supermärkte lockt die Hendlindustrie. Flügerl, „Wings“, „Nuggets“, Hühnerbrustfilets, Ober- und Unterkeulen gehen weg wie die warmen Semmeln. Diese unheimliche neue Leidenschaft der ÖsterreicherInnen für Hühnerfleisch kommt nicht von ungefähr. Sie kommt aus Amerika.
In den USA wurden die industrielle Fleischproduktion und die neuen Vertriebsarten erfunden, über die inzwischen auch bei uns kein Mensch mehr nachzudenken scheint. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, daß wir Eßkultur hatten. Noch in den 1950er-Jahren kam ein Brathuhn höchstens sonntags auf den Tisch und wurde entsprechend gewürdigt. Zehn Jahre später begannen Restaurantketten wie Wienerwald mit dem Verscherbeln von Geflügel zu Billigpreisen. Und Leute, denen vor nichts graust, machen seither jede Menge Umsatz damit.
Daß die ÖsterreicherInnen jetzt so wild auf Huhn sind, liegt natürlich auch am neutralen Fleischgeschmack und an der Propaganda vom angeblich so gesunden weißen- Fleisch. Keine Diät und wenig Speisekarten scheinen noch ohne Salate mit Hühnerstreifen und gegrillte Hühner-brust auszukommen. Weil Huhn so begehrt ist, wird emsig Nachschub produziert. Aber wie „gesund“ kann dieses Fleisch aus industrieller Massenhaltung wirklich sein? Über Salmonellen, Antibiotika, Streßhormone und andere Details wird eisern geschwiegen. Wer trotzdem dahinter kommt, wie „gschmackig“ diese armen Tiere leben müssen, will die Masthuhnindustrie sofort verbieten. Das bestätigten jüngst auch Umfrageergebnisse des EU-Barometers.
Aber bitte lesen Sie selbst ...
Natürliche Lebenserwartung des Haushuhns: 10 Jahre
Schlachtalter des Masthuhns: 35–41 Tage Geflügelmast läuft in der EU wie geschmiert
Damit immer genug Fleisch am Markt ist, werden Masthühner nach den Gesetzen der Massenindustrie „produziert“. Und weil es in der sonst so regelfreudigen EU dafür keine verbindlichen Vorschriften gibt, tut sich niemand einen Zwang an. Das einzelne Tier und sein Leiden zählen nicht, nur die effiziente Gewichtszunahme, Schlachtung und Portionierung. Herrlich für die Geschäftemacher, daß kein EU-Gesetz sie einschränkt. Zwar gab es 2006 Verhandlungen um Rahmenbedingungen für die riesige europäische Geflügelbranche zu schaffen, doch diese sind – wen wundert es – gescheitert.
Im österreichischen Tierschutzgesetz gibt es wenigstens die Beschränkung des Besatzes mit maximal 30 Kilo Huhn pro m2, was in Lebewesen gerechnet gut 20 ausgewachsenen Tieren entspricht. Ein ausgewachsenes Masthuhn hat in diesem Fall so wenig Platz wie auf knapp einer A4-Seite. Diese „tollen Lebensbedingungen“ gelten jedoch nur in Österreich.
Das Turbohuhn – gezüchtet für die Turbomast
Als Folge gnadenloser Züchtung wachsen Masthühner heute dreimal so schnell wie 1945. Damals galt ein Huhn nach ca. 70 Tagen als schlachtreif, in denen es pro Tag 17 Gramm Gewicht zugelegt hatte. Masthühner von heute nehmen täglich 46 Gramm zu und werden im Alter von 35 bis 41 Tagen getötet. Ihre Geschlechtsreife erleben sie gar nicht. Das Turbowachstum wirkt sich natürlich auf die Gesundheit der Tiere aus. Ihr Skelett spielt nicht mit, Muskeln sind zu schwach, Knochen brechen leicht, Sehnen gleiten ab, 27 Prozent der Broiler* leiden ständig unter schmerzhaften Beinschwächen.
Das natürliche Sättigungsgefühl wurde weggezüchtet, sodaß diese armen Wesen fressen ohne satt zu werden. Etwa 10 Prozent der Tiere sterben in der Folge an Herz-/Lungen-Erkrankungen. Dies kümmert die Besitzer der Mastanstalten wenig. Tote Tiere bleiben oft tagelang liegen, die Hühner bekommen ohnehin täglich Antibiotika. Wirklich gesund, dieses weiße leichte Geflügelfleisch ...
* Huhn, das zum Braten gezüchtet wird.
Diese Hühnermast gehört verboten
Bis zu 50.000 Hühner vegetieren in einer fensterlosen Halle. Außer Fressen haben Masthühner keine Interessen, sie zeigen kein artübliches Verhalten. Kein Picken, Scharren, Flattern, Fliegen. Sie kommen als Babys mit 50 Gramm in die Mast. Dauerkunstlicht hält sie wach und so fressen sie fast ohne Pause. Riesenbabys ohne richtiges Gefieder, viele leiden an entzündlichen Brustblasen und tödlichen Sehnenabgleitungen. Eine Praxis, die dem österreichischen Tierschutzgesetz widerspricht, das verbietet, Tieren Schmerz zuzufügen und leidende Tiere zu züchten. Aber Papier ist bekanntlich geduldig.
Sind die Hühner schlachtreif, kommt die „Geflügelerntemaschine“ zum Einsatz. Es folgt ein Transport in engen Boxen zum Schlachtbetrieb, eine Betäubung, die nicht jedes Tier gnädig einschläfert und die maschinelle Köpfung im Fließbandbetrieb.
Arm dran sind auch jene Tiere, die für Nachwuchs sorgen sollen, die Elterntiere. Gezüchtet auf Dauerfressen wird ihnen das Futter vorenthalten. Sie müssen hungern, damit sie alt genug werden, um Nachschub zu produzieren.
Ja, wollen denn die KonsumentInnen das so?
Massentierhalter behaupten oft: „Die Leute wollen das so, weil sie billiges Fleisch wollen“. Die Profiteure wälzen also die Verantwortung auf die KonsumentInnen ab. EU-Umfragen widerlegen das aber eindeutig. Die meisten EuropäerInnen sind entschieden gegen Turbo-Züchtungen, 87 Prozent aller befragten EU-BürgerInnen sprachen sich klar gegen diese Art der Tierhaltung aus, 78 Prozent befürworteten dringlich Verbesserungen für die Situation der Masthühner. Den Politikern und der Agrar-Lobby scheint das egal zu sein. Solang die „Ware“ gekauft wird ...
Organisiertes Verbrechen – schmutziges Geld
Die Organisationsstrukturen der europäischen Geflügelzucht entsprechen jenen in den USA, es sind multinationale Konzerne. Weder in Österreich noch in Deutschland gibt es eigenständige Zuchtunternehmen. Die Konzerne betreiben Elterntierhaltungen, Brütereien, Mischfutterwerke, Schlachtereien und Zerlegungen. Die Mast übernehmen Erzeugergemeinschaften bzw. Vertragsmäster, das sind bäuerliche Betriebe mit je 20-35.000 Mastplätzen. Der „Bauer“ (besser: Massentierhalter) macht die Drecksarbeit und pro Tier einen Reingewinn von lächerlichen 8 Cent. Weil alles maschinell abläuft, ist für ihn die Geflügelmast ein bequemer Nebenerwerb: 35.000 Masthühner erfordern pro Tag ein bis zwei Stunden Arbeit!
In Zukunft wollen die Geflügelproduzenten sogar noch mehr umsetzen.
Das Huhn, wie es wirklich ist
Wildhühner leben in kleineren Verbänden. Auf dem Bauernhof wacht ein Hahn über 30 Hennen. Hühner sind sehr sozial. Schon die Küken in den -Eiern vereinbaren piepsend einen gemeinsamen Schlüpftermin.
Mehrere Geschwister leben mit der Glucke und lernen von ihr. Morgens putzen sich Hühner gründlich, später absolvieren die Hennen ihre Eiablage. Dabei begleitet der Hahn sie zum Nest und holt sie wieder ab.
Hühner nehmen Sonnenbäder und reinigen ihr Gefieder in Sand und Erde. Nachmittags suchen sie pickend und scharrend auf Hof und Wiese nach Futter. Die Nacht verbringen Hühner auf hochgelegenen Schlafplätzen, am liebsten auf Stangen.
Die natürliche Lebenserwartung eines Haushuhns beträgt 10 Jahre.
Wem nützt das Märchen von der Vogelgrippe?
Wer nur einen Blick in die Halle eines Geflügelmästers geworfen hat, weiß sofort, daß nur diese perversen, naturwidrigen Haltungsbedingungen für die Vogelgrippe verantwortlich sein können. Die unerträgliche Luft, die Masse an Tieren, die verkotete und feuchte Einstreu. Das irre Zusammenwirken von Turbozucht, Mutationen, Chemikalieneinsatz und Keimen fordern das Entstehen von Seuchen geradezu heraus. Massenhafte Tötungen und Hysterie sind unangebracht, solche Betriebe müssen einfach zugesperrt und internationale Tiertransporte verboten werden. Für die jüngsten Fälle von Vogelgrippe in Großbritannien und Ungarn waren eindeutig die Fleischtransporte verantwortlich. Die Behauptung, daß Wildtiere für die Verbreitung der Vogelgrippe verantwortlich seien, wurde noch nie nachgewiesen. Trotzdem werden absurde Verbote von Freilandhaltung erlassen, die nur die unliebsame Bio-Konkurrenz kaputt machen sollen. Die immer beliebteren Freilandhühner sollen vom Markt und die Freilandhaltung in den Ruin gedrängt werden. Massentötungen von Hühnern dienen lediglich der Preisstabilisierung, wem nützen also derartige Horrormeldungen am meisten?
Unser tägliches Grillhenderl gib uns heute!
Die amerikanischen Essgewohnheiten, die heute auch bei uns regieren, bringen unglaubliche Zahlen mit sich. Hier einige Beispiele aus der Geflügelbranche:
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Seit den 1950er-Jahren hat sich der Geflügelkonsum in Österreich mehr als verzehnfacht. *
Herr bzw. Frau Österreicher verzehren im Jahr 19 Kilo Geflügel. *
Jährlich werden in Österreich 64 Millionen Masthühner geschlachtet. *
In der EU werden pro Jahr mehr als 5 Milliarden Masthühner getötet. *
Innerhalb von 5 Wochen verdreißigfacht sich das Gewicht eines Masthuhns. *
17,5 Prozent der Masthühner leiden an schlimmen Erkrankungen. (Bein- und Gelenksdegenerationen, Brustentzündungen, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, Salmonellosen etc.)
Ihre Spende für die Masthühner
Bitte unterstützen Sie die Durchsetzung unserer Forderungen finanziell, durch die Unterschriftenkampagne und durch Ihr Einkaufsverhalten.
ANIMAL SPIRIT verlangt:
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in der EU eine einheitliche Besatzdichte von maximal 12 ausgewachsenen Masthühnern* pro m2 *
ein Verbot von Hochleistungszuchten *
das Gebot von Sitzstangen und Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere *
weiters ein Gebot von ausreichend natürlichem Tages-licht *
das Verbot der Hungerhaltung bei Elterntieren *
das Verbot täglicher Antibiotika/Kokzidiostatikagaben *
und ein tierschutzgerechtes Verladen und Transportieren (Verbot der so genannten Geflügelerntemaschine)
* Bio-Masthühner haben heute eine Besatzdichte von maximal 8 Hühnern pro m2 plus Auslauf für die Tiere.
Um dies alles durchzusetzen leistet ANIMAL SPIRIT ab sofort verstärkt Öffentlichkeitsarbeit, sammelt Unterschriften und beteiligt sich an Demonstrationen in Österreich und Brüssel.
Stichwort Klimawandel: 18 Prozent des weltweiten CO²-Ausstoßes durch die Abgase von „Nutztieren“ – mehr als von Kraftfahrzeugen!
ANIMAL SPIRIT setzt sich für die Masthühner ein
Das Tierschutzgesetz in Österreich ist völlig unzureichend, in der EU agieren die Geflügelzüchter gänzlich im rechtsfreien Raum, obwohl jährlich über 5 Milliarden Hühner geschlachtet werden. Masthühner sind damit einer Intensivhaltung ausgesetzt wie keine andere Tierart. Selbst in den EU-Gremien ist sogar manchem Politiker schon bewußt, daß die Umstände längst untragbar sind. Der wissenschaftliche Ausschuß der EU-Kommission hat bereits im Jahr 2000 auf die grauenhaften Zustände in der Geflügelbranche hingewiesen und Verbesserungsvorschläge gemacht. Doch seither ist nichts passiert.
Gemeinsam mit anderen europäischen Organisationen wie der „Coalition for Farm Animals“ (ECFA) startet ANIMAL SPIRIT e.V. jetzt eine Kampagne für die Masthühner. Es ist wesentlich, daß wir so lange für eine Verbesserung der Situation kämpfen und lästig sind, bis sich endlich etwas tut. Noch ist die Profitgier die größte Macht in dieser Auseinandersetzung, aber mit Ihrer Hilfe und der Unterstützung vieler anderer TierfreundInnen können wir sie bekämpfen und etwas erreichen.
Unsere Hühner – ein Lichtblick für TierfreundInnen!
Auf den zwei Gnadenhöfen, die ANIMAL SPIRIT am Hendlberg bzw. in Esternberg betreibt, leben über 100 Hühner, die nach Herzenslust im Freien herumlaufen, picken und scharren und ihre Eier in Strohnester legen können. Von 7 Uhr morgens an schwärmen die Tiere ins Freie aus, selbst im Schnee fühlen sie sich wohl und leben – bewacht von stolzen Hähnen – ein glückliches Hühnerleben.
Sie können sich das gerne selbst ansehen und sich daran freuen – bitte vorher anrufen, damit wir Zeit für Sie haben. Tel. (+43) 02774 / 29330 oder 0676 / 5751860.